Geschichten & Sagen
Ditfurt ist eine Gemeinde im Nordosten des Landkreises Harz. Die im Tal der Bode liegende Gemeinde gehört zur Verbandsgemeinde Vorharz
Der Ort wird bereits um 800 in Aufzeichnungen des Klosters Fulda erwähnt. 974 wurde das Haufendorf Ditfurt als Deotfurdum erstmals urkundlich erwähnt, und nachher Dhietvorden (1148), Ditvorde (1288) und Ditforde (1458).
Geschichte
Die Ursprünge Ditfurts gehen bis in die Zeit Karls des Großen (Regierungszeit: 768 bis 814) zurück. Nachdem Karl der Große die Sachsen in den Sachsenkriegen bis an die Saale und Elbe besiegt hatte, ließ er um 800 im Vorharzland eine befestigte Heerstraße bauen – der heute noch sogenannte „Heerweg“. Sein Sohn, Ludwig der Fromme, baute 820 eine kaiserliche Residenzburg an der Stelle, wo heute das Ditfurter Vorwerk steht. Diese Burg bestand unter anderem aus einem hölzernen Wachhaus (das heutige Rathaus) und war von einer zirka zwei Meter hohen Mauer (aus Lehm und Reisig) und einem Graben umgeben. Es gab vier Tore (Pölkentor, Schaftor, Krugtor und Zolltor), die von Wächtern bewacht wurden. Die letzten Spuren dieser Befestigungsanlagen lassen sich auch noch am Hohlweg und der Salzrinnenstraße finden. Im Schutz der Burg begann dann auch die Besiedelung des Ortes. Nach der Zeit Ludwigs des Frommen wurde ein Proviantmagazin, der sogenannte „Spieker“ (altdeutsch für Speicher), gebaut, in dem zur Versorgung der Besatzung der dritte Teil der im Umland eingefahrenen Ernte gelagert wurde.
Die Besatzung der Befestigungsanlage wurde auch zur Beobachtung der Heerstraße und auf den umliegenden Warten eingesetzt. Drei Warten sind aus dieser Zeit bekannt: die Ihlenstedter Warte am Heerweg über der Bode, die Heidberg-Warte auf dem Heidberg und die Warte auf dem heutigen Kirchberg.
Heinrich I ließ um 930 ein Zollhaus errichten (der ehemalige Gasthof „Zum Deutschen Hause“ im Volksmund „Tolle“), das auch als Herberge für Reisende diente.
1333 wurde die Burg von der Äbtissin Jutta von Kranichfeld zum Vorwerk umgebaut. Vom 10. Jahrhundert bis 1479 wurden auf dem Hösekinberg (östlich von Ditfurt) Gerichte, Landtage und Volksversammlungen abgehalten. In der Bode-Niederung fand zu diesen Anlässen auch ein bedeutender Markt statt, der mindestens eine Woche dauerte. In späterer Zeit verlagerte sich dieser Markt in die Neustadt von Quedlinburg.
Ditfurt zur Zeit der DDR
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Ditfurt (im Gebiet der sowjetischen Besatzungszone) ein von Landwirtschaft geprägtes Dorf. Mit der Bodenreform und der darauf folgenden Kollektivierung der Landwirtschaft mussten die Bauern ihr Land in die neu gegründeten Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) einbringen. Bis zum Ende der DDR existierten mit der LPG(T), welche für Tierhaltung und LPG(P), welche für Pflanzenproduktion zuständig war,zwei spezialisierte Produktgenossenschaften. Des Weiteren gab es ein „Fischkombinat“, das Fischkonserven verarbeitete.
In der Nähe von Ditfurt, neben dem Saatzucht-Versuchsgut, befanden sich eine Kaserne der Sowjetarmee mit einer P-14-Radaranlage zur Luftraumaufklärung. An der Stelle der Radarantenne stehen heute eine Windenergieanlage mit zwei Windräder betrieben.
Entwicklung ab Ende des 20. Jahrhunderts
Mitte der 1990er Jahre war Ditfurt in der Verwaltungsgemeinschaft Bode-Selke-Aue, die anschließend sich zur Verwaltungsgemeinschaft Ballenstedt/Bode-Selke-Aue vergrößerte. Durch die Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt schloss sich Ditfurt zum 1. Januar 2010 der neugegründeten Verbandsgemeinde Vorharz an.
Herkunft des Ortsnamens
Zur Entstehung des Ortsnamens gibt es eine alte Sage:
Der Teufel und der Herrgott hatten einen Pakt geschlossen. Der Teufel solle über die Berge und Gott über das flache Land herrschen. Als es sich der Teufel genau bedachte, meinte er: „Die Harzberge sind zwar sehr schön, aber es gibt leider nur sehr wenig Menschen und Dörfer dort.“ Also zog er eines Nachts los und sammelte auf dem flachen Land viele Dörfer in einen großen Sack. Als nun die Sonne aufging, war der Sack voll und der Teufel machte sich auf den Weg nach Hause.
Ganz unten in seinem Sack lag ein Dorf, dessen Kirche einen so spitzen Turm hatte, dass diese Spitze ein Loch in den Sack riss und das Dorf gerade am Ufer der Bode aus dem Sack purzelte. Der Teufel sah, dass ein Dorf aus seinem Sack gefallen war. Da es aber schon hell wurde und er nicht bei seinem Treiben gesehen werden wollte, sagte er nur: „Dit’s furt“ und lief schnell weiter.
Durch den Ausruf des Teufels bekam Ditfurt den Namen, den es heute noch trägt.
Warum die Ditfurter „Geelbeine" heißen?
Das Quedlinburger Damenstift hatte einst große Macht und war reich begütert. Alle Einwohner im Stiftsbezirk mussten ihren Zehnt an die Äbtissin leisten, was insbesondere den armen Bauern nicht leicht fiel. Auch das alte Bauerndorf Ditfurt zählte damals zum Machtgebiet des Quedlinburger Damenstifts.
Da die Bauern kaum Geld besaßen, leisteten sie ihre Abgaben in Form von Naturalien. Welcher Art diese waren, richtete sich nach der Ernte oder aber nach den WOnschen der Äbtissin. Da der Weg von Ditfurt bis zum Stift nach Quedlinburg recht weit war, legte die Äbtissin fest, dass die Ditfurter Bauern ihre Abgaben mit einem Ochsenkarren über den Lehhof zu transportieren hatten.
Einmal forderte das Stift für ein groBes Fest eine Menge Eier von den Ditfurter Bauern. Doch die passten nicht alle in den Ochsenkarren. Da kam eine Bauersfrau auf die bauernschlaue Idee, die Eier kurzer Hand herunter zu treten. Ein Bauer zog seine Schuhe aus und trat die Eier herunter, urn so mehr Platz auf dem Wagen zu schaffen, was von großem Gelachter der Umstehenden begleitet wurde. Die Menge spottete über die gelb gewordenen Beine des Bauern: „...Seht das Geelbein an!"
Seit jenem Ereignis werden die Einwohner von Ditfurt volkstOmlich als „Geelbeine“ bezeichnet.
Bedeutung des Ditfurter-Wappens
Das Wappen wurde am 14. Juni 2001 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.
Blasonierung: „Im blauen Schild mit goldenem Innenbord zwei schräggekreuzte silberne Vorlegemesser mit dreimal schwarz genagelten goldenen Griffen.“
Die im Wappen dargestellten gekreuzten Kredenzmesser sind ohne Zweifel mit den Wappenzeichen der Äbtissin Anna II., Gräfin zu Stolberg-Wernigerode identisch. Zu diesem Thema erschien 1921 im Heimatborn (Beilage zum „Quedlinburger Kreisblatt“) folgende Veröffentlichung:
„... Da der Rat, als er jüngstens den Schoß (=Steuer) erleget, und deshalb es notwendig sei, je nach der Zeit auch Briefwerk zu verschicken, zum ..."
Siegeln der Briefe aber kein eigenes Insiegel besitze, gebeten habe, die Äbtissin möchte dem Rat nach ihrem Gefallen ein Insiegel oder Wappen geben, der Rat sich als Stifts-Untertanen bekenne und die Verleihung eines Siegels oder Wappens ein Tun ist, das ewig werden soll, so wird die Äbtissin schon das richtige finden, was sie dem Rate geben will und was ihm gebührt. Im Falle der Rat nun solches erhielte, wollte er, das Insiegel diesen Jahrmarkt graben (gravieren) lassen. ... Die Gemeinde beruft sich auf die Darstellung der gekreuzten Messer im Wappenschild von 1710 über der Eingangstür des ehemaligen Amtes in Ditfurt und der Darstellung des Ditfurter Wappens im Band II, Deutsche Ortswappen (Preußen) von Otto Hupp (1925). Hier wird das Wappen in Blau zwei schräggekreuzten silbernen Vorlegemessern mit goldenen Griffen blasoniert.
Die Messer sind auf das Damenstift Quedlinburg zurückzuführen. Um 1541 wurde dem Dorf Ditfurt das Recht zur Verwendung dieses Wappens durch die Äbtissin erteilt.
Die Farben der Gemeinde sind Blau - Gold (Gelb).
Das Wappen wurde vom Niederorscheler Karl Heinz Fritze gestaltet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ditfurt